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Drüben
Zur Bronzezeit in Zuchering

 
Unser Dorf ist noch klein, einige Höfe und Familien.
Dort, wo am Tag die Sonne fährt, sind die Weiden für die Kühe und die Schafe. Dahinter sind Hügel mit einem dichten und hohen Wald. Die Großen vom Dorf gehen dort immer wieder zum Jagen. Manchmal bringen sie sogar ein Wildschwein zurück, nicht nur Hasen und Rehe.
Auf der anderen Seite vom Dorf fließt ein kleiner Bach. Hinter dem liegen unsere Vorfahren unter ihren Hügeln. Weiter dahinter kommt ein anderer Wald, der steht immer wieder mal unter Wasser. Dieses kommt von dem großen Fluss dahinter. Was dann kommt, wissen wir nicht so genau, Wald, Hügel, wieder Wald wohl. Ob dort auch Leute leben? Wahrscheinlich schon, manchmal scheint es, als ob man Rauch von Hausfeuern sehen kann.
Ab und zu kommen Händler den Bach entlang gezogen. Sie haben Karren mit vielen fremden Sachen dabei. Wir haben aber nicht viel, was wir ihnen zum Tauschen geben können.
Die Tochter von der Nachbarsfamilie erwartet ein Kind. Sie hat Angst, denn eine Geburt ist sehr gefährlich. Ihre Großmutter ist beim zweiten Kind dabei gestorben. Wir gehen manchmal über den Bach zum Hügel der Großmutter und die Enkelin spricht dann länger mit ihr. Ob die ihr helfen kann? Ich denke, eher nicht. Wie denn auch?
Unlängst, als wir wieder beim Hügel der Oma waren, sind wir dann weiter gegangen, durch den Auwald zum Fluss. Und da haben wir drüben einen sitzen sehen, der hat gefischt. Wir haben ihn gerufen und er ging dann zu einer Sandbank und wir konnten uns durch lautes Rufen unterhalten. Ja, er kommt aus einem kleinen Dorf, weiter vom Fluss entfernt. Und weiter abwärts würden noch einige leben. Ob wir uns einmal treffen könnten? Als wir dann wieder heim kamen, fragten wir unsere Eltern. Die meinten, nach der Ernte könnten schon alle mal zusammen kommen.

Kurt Scheuerer, Ingolstadt, 2018  


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