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Thrym und Thor
Ein moralisches Rollenspiel zu Ehren von Freya

 

Thrym und Thor

Vom nachbarlichen Neid und Streit


oder:

Ui! Mei Hamma is weg!



Mitwirkende:

Asen:         Thor, Loki, Freya, Heimdall, weitere Asen

Thursen:    Thrym, Thryms Schwester, weitere Thursen

Chor (zwei Gruppen, die wechselweise sprechen, immer seitwärts stehend)




1. Szene (Thors Halle in Asenheim):


Chor:

             Wenn Nachbarn                             -               neiden,

             führt das                                         -               zum Streit.

             Wenn Götter                                  -               neiden,

             endet                                               -               die Welt.


             Aus dem Eis des Anfangs              -               erstanden Asen und Thursen.

             Sie stritten sich                              -               wie Donner und Sturm.

             

             Versöhnung suchend                      -               lud Thor zum Trunk.

             Die Gäste blieben                          -               die volle Nacht.


Thor (jammernd, sich an den Kopf greifend):

             Jaaa varegg, war des a Saufarei! Duad mia mei Schädl weh!

             Wia wenn mi ona mit meim eigna Hamma drauf ghaut häd!

             A, a, a, a ... furchtbar! (greift um sich, den Hammer suchend)

             Hoi! Wo is mei Hamma?

           Ui! Mei Hamma is weg!

             Des muaß da Thrym gwesn sei! Der Sauhund, der Mistige!

             Klaut mia mein Hamma!

             Wart nur, den griage wieda zruck!

             Loooki!!!


Loki (Loki kommt eilig): Was gibts?

Thor:

             Stell da vor: Mei Hamma is weg!

             Gemma glei zur Freya und leihn ma uns ihran Porsche.

             Na fahrst du nüba ins Thursendorf und schaugst, wo da Hamma is.




2. Szene (Straße in Thursendorf):


Thrym (sitzt auf der Bank vor seinem Hof):

             Ui! D´Freya kimmt?

             Naa. - Schad, des is blos da Loki. 

             Servus, Loki. Wia stehts bei Eich drübn?

             Was wuist?

Loki:    Nix is, gar nix. - Hast Du am Thor sein Hamma?


Thrym: Freile hab i den. Acht Meta diaf hawe den vagrabn.

             Den sechts Iha nimma.

             Außa: Ihr gebts ma d´Freya zur Frau!

Loki: Du spinnst ja! (Und haut ab)




3. Szene (Freyas Halle in Asenheim):


Thor:    Freya. Hoi Dei Brautgwand und d´Aussteuer, mia zwoa fahrn nach Thursenheim.

Freya:  Ja, bist narrisch! (Voll Zorn fällt der Halsschmuck zu Boden).

             Für was hoitsdn Du mi? Was glaubstn Du, wer i bin?

             Des kummt übahaupt ned in Frage!

(Die Asen kommen, und beraten): Murml, murml.


Heimdall:

             Leit! Mia ziangn dem Thor des Brautgwand oo!

             Der griagt de Hoiskettn umme, und an Schleia übern Kopf.

             Na kenntn koana.

Thor:    Auf goa koan Fall ziag i des Gwand von am Weiberts oo.

             De dan me ja alle auslacha.

Loki:    Sei stad, de Idee is guat. Des mach ma.

             Ohne Dein Hamma san ma ja sunst alle aufgschmissn.

             Und i geh ois Dei Magd mit Dir mit.


(Die Asen verkleiden Thor als Braut und Loki als Magd)




4. Szene (Thryms Halle in Thursendorf):


Thrym:

             Heats den Wagn? So schnei fahrt blos D`Freya. Etz kimmts.

             Auf gehts Leit! Richts Bänk her, hoits a Essn und a Bier.

             Und ladts ma alle im Dorf zua Hochzeit mit da Freya ein.


(Es wird aufgetragen und die Gäste kommen. Das Mahl beginnt.

Thor haut rein.)


Thrym:

             Ja, schau dee ned oo!

             Ja, wia de frisst? Oan Ochsn ganz alloa?

             Und wia de sauft? Drei Fassl Bier!

             Und an ganzn Kuacha hats aa no gfressn?

             So was hab i ja mei Lebn no ned gsegn!


Loki:    Ja mei, des muaßt vasteh!

             Acht Nächt lang hats nix gessn und nix drunga, d´Freya.

             So scharf war de auf Di!


(Thrym will Freya küssen, schreckt jedoch vor den flammenden Augen zurück)

Thrym:

             Ja, wia de schaut! Da daschrickst ja glei!

Loki:    Acht Nächt lang hats ned gschlaffa, d´Freya.

             So scharf war de auf Di!


Schwester des Thrym (kommt, gierig):

             Du, gib ma Dein Brautschmuck!

             Sunst werst Dei Rua bei uns nimma ham!


Thrym (wird ungeduldig):                            

             Hoits ma den Hamma!

             Zum Brautsegn legts´n ihra aufn Schoß!

             Und nachat vaheirats uns, wias da Brauch is!


(Kaum hat Thor den Hammer auf den Knien, wirft er den Brautschleier ab und holt gegen Thrym aus. - Mitten im Schlag - mit dem Entsetzensschrei der Menge - gefriert die Szene ein.)


Chor (Jeweils mit erhobenem Zeigefinger):

             Diese Strafe                                   -               ist gerecht!

             Denn:                                              -               (aufmerksam aufblicken)

             Das Gastrecht                                -               wurde gebrochen!

             Die Ehre der Frau                          -               wurde geschändet!

             Das Verbrechen des Thrym          -               ist zu ahnden!


(Thor erschlägt Thrym und wendet sich mit erhobenem Hammer den Hochzeitsgästen zu.

Wieder friert die Szene ein.)


Chor:

             Nicht billigen                                  -               kann man,

             den Mord                                        -               an allen anderen!


             Wenn Götter                                  -               morden,

             wird der Welt                                  -               ein Ende werden!

 


Das Rollenspiel dient der Einbindung aller Anwesenden bei privaten geselligen Veranstaltungen.
Der Text wird ausgeteilt und jeder liest vom Blatt ab. Th wird wie im Englischen ausgesprochen. Der Ansager, welcher auch die Szenennummern und Bemerkungen vorliest, trägt das Stück zuerst mit mustergültiger Betonung vor, dann lesen die Eingeteilten, jeder in seinem heimischen Dialekt.
Der vorgegebene Dialekt entstammt dem nördlichen Oberbayern und sollte unbedingt persönlich angepasst werden. Hervorragend geeignet sind auch Schwäbisch, Thüringerisch und Sächsisch. Bitte, versuchen Sie es mal!
Der zweigeteilte Chor liest rhythmisch, ernsthaft und in Schriftsprache, er stellt die höhere moralische Instanz dar.

Kurt Scheuerer, Ingolstadt, 2003  


Siehe auch:


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