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Wie wir den Göttern opfern?
Römervilla Möckenlohe

 
Das machen doch eigentlich alle irgendwie gleich.
Unterschiede gibt es aber schon.

Drüben im Vicus an der Schutter, da steht ein kleiner Tempel. Der ist für Mars und Victoria. Da drin haben die Veteranen ihre Schilde abgestellt. Vor dem Tempelchen steht ein kleiner Altar. Dort kann jeder eine Gabe ablegen. Was Essbares, ein Schälchen mit Wein. Wer reich ist, der gibt Weihrauch. Den schüttet er in das kleine Feuerchen, das in der Schale glimmt.

In jedem Haus gibt es in der Küche ein kleines Heligtum. Das ist ein Bild oder eine Nische in der Wand.
Dort stehen dann Figuren. Für die Schutzgötter und für die, die uns helfen sollen.
Der Merkur mit dem Geldbeutel. Er soll uns Reichtum bringen, oder ihn vermehren. Der Apollo, der für die Handwerker, die Kunstfertigen. Er soll auch heilen, wenn wir krank oder verletzt sind. Die älteren Frauen stellen manchmal eine kleine Mutterfigur rein. Die jungen Frauen eine kleine Venus, für Kindersegen.

Im Hintergrund des kleinen Heiligtums sind Figuren angemalt.
In der Mitte steht der Hausherr. Der bringt gerade das Familienopfer dar. Er hat eine Opferschale in der Hand. Aus der schüttet er etwas Weihrauch auf ein Feuer. Das brennt auf dem kleinen Altar, der da vor ihm steht. Er trägt eine Toga, wie sie nur ein Römer tragen darf. Zum Zeichen des Opfers hat er das Haupt verhüllt.
Auf beiden Seiten tanzen die Vorfahren des Hausherrn. Sie sind fröhlich und munter und haben ein Füllhorn im Arm. Mit diesem streuen sie den Wohlstand über die Bewohner des Hauses.
Unter dem Boden, auf dem Bild, kriecht eine Schlange, oder auch zwei. Das sind die Laren, die Geister des Ortes, also des Hauses. Sie schützen die Vorräte und die Küche. Und deshalb steht das Lararium auch immer in der Küche.

Kurt Scheuerer, Ingolstadt, 2018  


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