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- A Riesin aus dem Schwabenland
- vor hunderttausend´n Jahr,
- die stand vor einem Apfelbaum
- und dabei wurd ihr klar:
- Dadruckt man so ein Äpfelchen,
- dann fließt der Saft heraus.
- Den füllt man dann ins Fass hinein
- und wartet bis zum Schmaus.
- Die Riesen aus dem Schwabenland,
- die aßen gern und viel
- und saßen ganze Nächte lang
- beim Karteln und solch´ Spiel.
- Sie sangen laut und stritten oft
- und rauften miteinand.
- Die Riesinnen versorgten sie
- und holten den Verband.
- Sehr kalt war es im Schwabenland,
- die Alpen voller Eis.
- Die Riesen froren bitterlich,
- die Kinder weinten leis.
- Sie schickten aus nach Afrika,
- zwei Riesen jedes Jahr,
- um Brennholz zu besorgen da,
- wo´s warm und waldreich war.
- Die Riesin pflückt´ vom Apfelbaum
- der Äpfelchen so viel
- und druckt sie z´am und quetscht sie aus,
- mit kräft´gem Fingerspiel.
- Zurück dann in dem Schwabenland
- die Fässer gurgeln laut.
- Der Most war voller Alkohol
- beim Fest der jungen Braut.
- Sie zechten und besoffen sich
- die liebe lange Nacht.
- Die Riesin und der Ries´ indess,
- ham sBrautbett zammakracht.
- Dann schickt sie naus ihr Wasserdrang,
- die Riesen alle Mann.
- Gemeinsam nachad bieseln sie
- heraus, was jeder kann.
- Der Strom schwoll an, so warm und klar
- und formte sich zum Fluss.
- Es schmolz das ganze Eis hinweg,
- der Riesen Bieselguss.
- Das Riesenpaar im Hochzeitsbett
- bemerkte das nicht mehr:
- Obwohl das Bett zertrümmert war,
- sie schliefen tief und schwer.
- Der Fluss schwoll an, voll scharfer Brüh
- und wälzte sich zu Tal.
- Die Schärfe löst´ die Steine auf,
- zersägt´ sie allzumal.
- Es schneidet sich das Flussbett ein,
- ganz tief und krümmt sich rund
- und formt da einen Umlaufberg
- und steiler Felsen Schlund.
- Das Riesenpaar ward mitgeschwemmt,
- der Fluss riss sie hinfort.
- Ganz weit von ihrer Heimat weg,
- da fanden sie ´nen Hort:
- Der Drache drobn am Drachenfels,
- der hielt die Riesin fest
- und rettete auch ihren Mann
- hoch nauf ins eigne Nest.
- Sie bauten sich bei Aicha drob´n
- a Riesenburg, so fest,
- dass heut noch ist zu sehen dort,
- beim Klettern, deren Rest.
- Der Drache leider ist schon weg,
- nur Dohlen fliegen dort,
- und wo er lag, wächst weiches Gras
- zur Rast nach Klettersport.
Kurt Scheuerer, Ingolstadt, 2008
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